Oh wie schön ist Panama.
Nach über fünf Monaten verliess Anja die Yum Yum und zog als Backpacker weiter. Es war eine super, erlebnisreiche und spassige Zeit. Danke Dir! Danach verbrachte ich einige Tage alleine an Bord in der Marina von Linton Bay. Die Tage waren jedoch gefüllt mit Instandsetzungsarbeiten, Reparaturen und Reinigung des ganzen Schiffes. Punkte wurden von der Todo Liste gestrichen, aber je mehr ich streichte, desto mehr kamen irgendwie auch hinzu. Es zeigte mir wieder einmal, wieviel Zeit investiert werden muss, um das Schiff in Schuss zu halten. Anschliessend ging’s für zwei Tage nach Colon, um das Schiff für den Panama Kanal vermessen zu lassen. Ja genau, jedes Sportschiff wird noch von Hand vermessen. Schiffe unter 50 Fuss kommen in den Genuss eines „günstigeren“ Preises, wobei USD 850 für die Durchfahrt immer noch ein stolzer Preis sind. Die Einzahlung der Transitgebühren sowie der Kaution in doppelter Höhe muss persönlich am Schalter der Bank in Colon vorgenommen werden. Colon gehört zu einer der gefährlichsten Städten der Welt, freiwillig bewegt sich kein Gringo (Weisser) in dieser Gegend herum. Umso unwohler fühlte ich mich, mit so viel Geld in der Tasche durch die Stadt zu stapfen. Schnell aus dem Bus aussteigen, ab ins Taxi und zur Bank. Es war dann schon ein komisches Gefühl als alles erledigt war. Pazifik, der grosse Pazifik ist so nah. Europa nun bald verdammt weit weg. Jetzt gibt es kein zurück mehr, es geht durch den Kanal.
Bevor es aber durch den Kanal ging, genoss ich noch mit wechselnder Crew für einige Wochen das traumhafte Inselarchipel San Blas (auch Kuna Yala genannt) welches aus rund 360 Inselchen besteht. Die ersten zwei Wochen waren jedoch noch geprägt von diversen Gewittern. Noch nie in meinem Leben habe ich so viele Blitze pro Minute gesehen. Pro Minute waren es teilweise bis zu 40 Blitze, der ganze Himmel war hell erleuchtet. Ein Blitzeinschlag ins Schiff oder auch ins 100m entfernte Wasser kann tödlich sein für die ganzen elektronischen Geräte an Bord (hier ein kurzes Video). Was ging wurde in Backofen verstaut, da dieser als galvanischer Käfig diente und geschützt ist vor den hohen Stromspannungen. Also mitten in der Nacht aufstehen, Geräte zusammen suchen, ab in den Backofen, und dies war nicht nur einmal der Fall.
Obwohl man nichts dagegen tun kann, war in diesen Nächten kaum an Schlaf zu denken. Das ungute Gefühl begleitet einem und die Donnereinschläge liessen mein Herz jeweils für ein Bruchteil einer Sekunde erstarren. Doch nach zwei Wochen Gewitter und viel Regen, wurden wir mit sonnenreichen Wochen entschädigt. Im glasklaren Wasser wurde gebadet, geschnorchelt, mit der Harpune Fisch und Oktopusse gefangen (Wenn sich ein Hai näherte war ich ganz schnell wieder an Bord...), mit dem SUP die Inseln umrundet oder einfach nur das Leben genossen. Schaut selber in die beiden Drohnen-Videos rein wie traumhaft es war; mehr Worte braucht es da nicht. - Chichime Island von oben - Ein Tag vor einer traumhaften Insel
Ende Dezember ging’s dann durch den Panama Kanal. Jedes Boot braucht vier Linehandler sowie den Captain. Hinzu kommt, dass die zweitägige Fahrt von ein Advisor des Panamakanals begleitet wird. Am 18. Dezember ging es um 1700 dann endlich los, der Advisor kam an Bord und die Fahrt zur ersten von drei Schleusen wurde aufgenommen. Bei Dunkelheit wurden die ersten beiden Schleusen ohne Probleme aber dennoch mit einer gewissen Nervosität bravorös gemeistert. Es ist schon eindrücklich als kleines Segelboot hinter einem riesigen Tanker die Schleuse hinauf gehieft zu werden. Bei der dritten und letzten Schleuse des Tages kam unverhofft Hektik auf. Anstatt wie geplant links an die Wand wurden wir auf die andere rechte Seite beordert. Als wir noch nicht einmal ganz fest gemacht waren begann das Wasser bereits reinzuströmen, der Bug der Yum Yum wurde gegen die Wand gedrückt, ich war wehrlos am Steuer. Mein Crew versuchte das Schiff von der Wand wegzudrücken, mit mässigem Erfolg bei diesen Kräften. Zum Glück wurde nur der Anker mit ein paar Kratzern versehen, der Rest war unversehen. Grosses Glück gehabt! Die Nacht verbrachten wir an einer Boje im Gatun Lake welcher 26m über dem Meeresspiel liegt. Am nächsten Tag ging es dann unter Motor, segeln ist verboten, für fünf Stunden durch den See und den eigentlichen Kanal welcher rund 29km lang ist. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit und wir wurden teilweise bisschen nass. Die drei Schleusen auf der anderen Seite in Pazifik gingen wir zusammen im Päckchen mit einem anderen Segelboot herunter. Hinter uns war jedoch noch ein riesiger Autofrachter. Eindrücklich so ein Monstrum direkt hinter der kleinen Yum Yum zu sehen. Dies sollte wohl hoffentlich das einzige Mal sein, dass ich einen Frachter wie diesen in nächster Nähe der Yum Yum sehe. Um 16.38h wurde die letzte Schleuse geöffnet und zum ersten Mal gleitete die Yum Yum ins pazifische Wasser hinein. Natürlich wurde darauf angestossen!
Danach ging es für einige Tage nach Punta Chame, der Hotspot der Kiter. Natürlich liessen wir es uns nicht entgehen unser eigenes Kite Equimpment auszupacken und selber auf dem Brett zu stehen. Dank gütiger Hilfe von Thierry, schon praktisch einen Kite Instructor an Bord zu haben, machte ich in kurzer Zeit riesige Fortschritte.
Weihnachten und Silvester verbrachten wir zu viert, vier Schweizer Jungs, auf den Las Perlas Inseln. Weihnachtsstimmung kam aber nie so wirklich auf. Wie auch bei über 30 Grad und Sandstrand? Wir kochten aber uns ein feines Essen und genossen diverse Abende mit unseren Freunden der Segelyacht Seatramp. Auch der Rum floss in Strömen. Ein weiteres Highlight war für mich ein simples BBQ mit Lagerfeuer an einem einsamen Strand, weit entfernt jeglicher Zivilisation. Es zeigte einmal mehr, dass nicht der Ort entscheidend ist, sondern die Personen, die dabei sind. Hier zum Kurzvideo.
Coming up next; Vorbereitung auf den Pazifik, von Panama nach Ecuador. Falls Du Lust hast, meine Reise regelmäßig zu verfolgen, folgt mir bei Instagram unter @sailingyumyum. Findest Du unser Projekt grossartig und möchtest uns unterstützen? Dann darfst Du gerne hier weiter klicken oder per Paypal.
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