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Back in Fidschi: Vanua Levu

  • Autorenbild: Mirko Mona
    Mirko Mona
  • 6. Aug.
  • 12 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Aug.

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Bevor wir so richtig loslegen, fangen wir doch mit ein bisschen Geografie, Geschichte und allgemeinem Fidschi-Wissen an, ha? Ich verspreche: Es ist wirklich interessant!

Das vom Lonely Planet als „kaum bekanntes Südsee-Paradies“ beschriebene Fidschi (hää?) besteht aus über 330 Inseln – davon sind rund 110 bewohnt. Die größten sind Viti Levu im Süden, auf der auch die Hauptstadt Suva liegt, und Vanua Levu im Norden. Die Bevölkerung Fidschis ist vielfältig: indigene Fidschianer, Indisch-Fidschianer sowie kleinere Gruppen von Europäern, Chinesen und anderen Pazifikinsulanern leben hier zusammen.


Fidschi wurde im 19. Jahrhundert von den Briten kolonisiert, erlangte 1970 seine Unabhängigkeit und ist seit 2014 eine parlamentarische Demokratie. Die Geschichte ist geprägt von politischen Umwälzungen – inklusive mehrerer Militärputsche – und ethnischen Spannungen.

Die Indisch-Fidschianer sind Nachkommen jener Vertragsarbeiter, die ab 1879 von den Briten aus Indien auf die Zuckerrohrplantagen gebracht wurden (eine eher beschönigende Umschreibung für "ausgebeutet zu werden"). Heute machen sie etwa 37 % der Bevölkerung aus und haben Kultur und Wirtschaft Fidschis stark geprägt. Historische Spannungen zwischen indischen und indigenen Fidschianern führten zu politischen Krisen und einer massiven Auswanderung vieler Indisch-Fidschianer.

Die fidschianische Wirtschaft basiert hauptsächlich auf Tourismus (Tauchen, Luxusresorts), Landwirtschaft (vor allem Zuckerrohr) und Fischerei. Kulturell ist Fidschi ein faszinierender Mix aus indigenen und indischen Einflüssen: traditionelle Tänze, Musik und Handwerk sind zentrale Bestandteile des Alltags.

Ein besonders wichtiger kultureller Brauch ist das sogenannte Sevusevu – das rituelle Vorstellen beim Dorf-Chief, bevor man dessen Dorf betreten darf. Aber dazu mehr, wenn es so weit ist.

Die offiziellen Sprachen sind Englisch, Fidschianisch und Fidschi-Hindi. Englisch dominiert in Regierung, Schule und Verwaltung – im Alltag hört man aber alles durcheinander.

Und noch ein sehr wichtiger Punkt: Rugby. Fidschi ist Rugby-verrückt, vor allem was das Rugby-Sevens-Team betrifft – sowohl Männer als auch Frauen sind international extrem erfolgreich. Ihnen zu Ehren gibt es sogar jeweils einen eigenen 7-Fidschi-Dollar-Schein.

Das wichtigste Wort in Fidschi? „Bula“! Es bedeutet vor allem „Hallo“, kann aber eigentlich alles heißen – Hauptsache, es ist positiv 🙂. Auch ”Vinaka” (Danke) und “Vinaka vaka levu” (vielen Dank) ist etwas, das man sich einprägen sollte, wenn man sich als Palagi [palangi] (so werden hier die Europäer, Amerikaner, Australier - halt einfach die Weißen - genannt) ins Südseeparadies verirrt.

Savusavu - 18. bis 27. Juni 2025

Nach 60 Stunden beziehungsweise 420 Seemeilen unter Segel sahen wir endlich Land vor uns aufragen: Fidschi! Okay, ehrlich gesagt sahen wir nichts außer die Leuchttürme, die dies kennzeichneten, denn es war mitten in der Nacht, als wir Fidschi-Gewässer erreichten. Blind ankerten wir im Dunkeln drei Meilen vor der Stadt Savusavu, um noch etwas Schlaf zu bekommen, bevor das ganze bürokratische Zeug erledigt werden musste. Genau genommen ist es streng verboten, fidschianisches Hoheitsgebiet zu betreten – das schließt auch das bloße Werfen des Ankers auf dem Meeresboden ein – bevor man nicht ordnungsgemäß einklariert hat. Es ist ein bisschen so, als würde man sich bei Neumond in schwarzer Kleidung und mit Heckenschere bewaffnet durch einen Grenzzaun schneiden, nur um sich dann klammheimlich hindurchzuzwängen. Kurzum: Es war illegal, eine Landesgrenze zu überschreiten, ohne jemandem vorher den Pass unter die Nase zu halten.

Aber um ein Uhr nachts hätten wir ohnehin niemanden erreichen können, also warfen wir einfach frech den Anker und gönnten uns ein paar Stunden Schlaf. Dass unser AIS gerade kaputt war und die Yum Yum dadurch wie durch Zauberei von allen digitalen Seekarten verschwand, verlieh dem Ganzen schon einen leicht kriminellen Touch – hihihi.


Am nächsten Morgen machten Mirko und ich uns gemächlich auf den Weg nach Savusavu, einer Stadt mit 7.000 Einwohnern auf Vanua Levu, einer der zwei Hauptinseln Fidschis. Die Stadt war eine der ersten Anlaufstellen für Segler in Fidschi. Wir hissten die gelbe Quarantäneflagge und prägten uns das heutige Datum ein, um den Beamten ohne zögern unseren Ankunftstag zu unterbreiten. Wir und die Yum Yum sahen sowieso immer noch so aus, als ob wir einige Tag- und Nachtschichten auf dem Ozean hinter uns hatten. Niemand würde unsere tatsächliche Ankunftszeit hinterfragen.

Nachdem Mirko die Marina angefunkt hatte, wurden wir von einem Fidschianer mit einem freundlichen “Bulaaaa!!!” in einem kleinen Boot begrüßt, der uns zu einer Boje in der Bucht führte. Sein Name war William und er war zwar freundlich, benahm sich aber so, als ob er das erste Mal einer Yachtbesatzung half, an einer Mooring festzumachen. Normalerweise fährt man mit dem Seil, das an einem Ende an der Klampe auf dem Boot befestigt ist, durch den Ring an der Boje und gibt das andere Ende wieder dem Yachtie am Bug zurück, damit er beziehungsweise sie das Seil wieder an Bord befestigen kann. William knotete einfach das aaaaallerletzte Ende des Seils mit einem improvisierten Knoten so ungeschickt am Schwimmkörper fest, dass die Yum Yum, wenn der Wind ein bisschen die Richtung änderte, entweder durch die scharfen Korallen aufgeschlitzt werden oder gar in den Mangroven hängen blieben konnte. Mirko, der zwar an der Oberfläche wie immer total stressfrei wirkte, war gar nicht happy über Williams Unfähigkeit und nahm das Manöver unter dessen fragenden Blicken gleich selbst in die Hand. Gepaart mit Hunger war der Ärger darüber eine explosive Mischung, die sich da knapp unter Mirkos Oberfläche zusammenbraute.

Gut, dass sich die fidschianischen Behörden immer jede Menge Zeit ließen und wir noch etwas zwischen die Zähne bekamen, nachdem William sich aus dem Staub gemacht hatte, um die besagten Beamten zu uns an Bord zu holen. Das offizielle Einklarieren läuft normalerweise folgendermaßen ab: Es kommen verschiedene Beamte des Health Departments, der Customs, der Immigration und der Bio-Security direkt auf das Boot, das durch die gelbe Flagge als “In Quarantäne” gekennzeichnet ist. Wenn die Untersuchungen von Mensch, Boot und Inventar beendet sind und alle zufrieden sind, bekommt man einen Stempel in den Pass und darf für vier Monate (der schwimmende Unterhalt sogar bis zu zwei Jahre) in Fidschi bleiben.

Als Erste kam die junge Dame vom Health Department – schniefend und, laut eigener Aussage, in den falschen Schuhen. Sie stellte uns ein paar Fragen zu unserem Gesundheitszustand und knipste dabei unscharfe Bilder von unseren Essensvorräten, während sie sich ständig die Nase schneuzte.

Eine Stunde später erschienen drei weitere Fidschianer. Mirko, mittlerweile geübt im Einklarieren, brach sofort das Eis mit einem charmanten „I remember you from last year“, gerichtet an die Beamtin von Customs. Die Dame fühlte sich geschmeichelt und begutachtete mit jener unerschütterlichen Ruhe, die offenbar nur echte Fidschianerinnen beherrschen, unsere Pässe und kritzelte etwas in ihre Formulare. Der Mann von der Einwanderungsbehörde starrte derweil nur verträumt in die Ferne und beteiligte sich kaum an dem Geschehen an Bord.

Der Dritte im Bunde – der Bio-Security-Typ – forderte in schläfriger Gleichgültigkeit lediglich unseren Müll und murmelte hin und wieder „Yum Yum…“ vor sich hin, als würde er den Bootsnamen meditativ verarbeiten.

Normalerweise hat man als Segler immer großen Respekt vor der Bio Security: Manchmal wurde nämlich das ganze Boot auf den Kopf gestellt, um nach illegalem (oder - je nach Tageszeit - schmackhaftem Mittagessen-würdigem) Essen zu suchen, dass es unerlaubterweise in Fidschi-Gewässer geschafft hatte. Unser Freund interessierte sich für gar nichts. Weder für die Zwiebeln, noch für unsere Nüsse und schon gar nicht für unseren Kühlschrankinhalt. Als wir ihn ein paar Tage später zur Begleichung der Rechnung noch einmal in seinem Büro trafen, wurde uns endgültig klar, wie wenig diese Beamten vom Leben an Bord einer Yacht verstanden. Er fragte uns ernsthaft, ob wir uns wirklich monatelang nur von Konserven ernähren würden – und es war für ihn unvorstellbar, dass wir keine Tiefkühltruhe an Bord hatten.

Aber zurück zum eigentlichen Geschehen an Bord: Nach etwa einer halben Stunde waren alle Förmlichkeiten erledigt und wir wurden offiziell in Fidschi willkommen geheißen. Man sollte meinen, dass das bedeutet, man könne sofort lossegeln und die idyllischen Inselgruppen erkunden – aber das ist nicht ganz richtig. Erst muss man auf das sogenannte „Cruising Permit“ warten. Und das dauert zwischen zwei und sieben Tagen – je nachdem, ob ein Wochenende dazwischenliegt oder nicht. Angeblich werden die Unterlagen dazu auf die Hauptinsel nach Suva geschickt, wo irgendwo ein einzelner Fidschianer auf einem unbequemen Holzstuhl hinter seinem Schreibtisch sitzt und dem Papierfetzen gelangweilt einen Stempel aufdrückt. Wahrscheinlich passiert das Ganze noch ganz altmodisch per Post (oder Brieftaube), anders lässt sich nicht erklären, warum das immer so lange dauert.

Obwohl wir uns ohne das Permit nicht mit dem Boot bewegen durften, war es Mirko und mir erlaubt, unsere Erkundungstour durch Savusavu zu Fuß zu starten. Nach 19 Tagen auf See – seit unserem Aufbruch aus Neuseeland – spürten wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen - herrlich!

Der noch nicht ganz gestillte Hunger trieb uns als Erstes in ein uns bereits bekanntes Restaurant: den Planters Club, wo wir schon bei unserem letzten Besuch in Fidschi gerne zum Mittagessen eingekehrt waren. Obwohl die Küche gerade umgebaut wurde – eine Frau brutzelte unser Essen in einer riesigen, verrosteten Wokpfanne, während in der Ecke ein barfüßiger Mann mit Sonnenbrille als Schutzbrille etwas zusammenschweißte – schmeckte das Essen so gut wie eh und je: Chow Mein und Stir-Fried Chicken, dazu eine frische Trinkkokosnuss. Mmmmmmmmmmmmh. Und das Beste: Es war genauso günstig wie bei unserem letzten Besuch in Savusavu vor nicht ganz einem Jahr.

Die Tage in Savusavu, in denen wir auf den Papierfetzen warteten, vergingen wie im Flug. Fast täglich schlenderten wir die eine Straße entlang, in der sich das ganze Leben der Stadt abzuspielen schien, gingen in die verschiedenen, recht gut bestückten Lebensmittelläden einkaufen und beobachteten belustigt die angestrengten Gesichter der Fidschianer auf dem Markt, wenn sie versuchten, unsere Verhandlungen bezüglich des Obst- und Gemüsepreises zu durchschauen. Der Markt fand zwar seit kurzer Zeit in der neuen Markthalle statt, Preise feilschen und Kopfrechnen schien gleich wie vorher aber immer noch außer Mode zu sein.

Wo es an den unwichtigen Dingen mangelt, gibt es meist etwas ganz anderes im Überfluss. Hier in Fidschi ist es die Freundlichkeit der Einheimischen. An jeder Ecke wird man von Groß und Klein mit einem herzlichen “Bula vinaka!” begrüßt und angelächelt. Den Rekord machte einmal ein kleines Mädchen in Labasa, das uns innerhalb von einer halben Stunde bestimmt zehnmal lächelnd begrüßte.

Auch kulinarisch ließen Mirko und ich nichts anbrennen: Ob Fischcurry und Palak Paneer im indisch-fidschianischen Lokal, Burger mit Bea und Erwin (SY Sawadiva aus der Schweiz) in einem Hotelresort außerhalb Savusavus, Dumplings und Mapo Tofu in einem kleinen chinesischen Restaurant gegenüber der Marina (in der der Chefkoch anscheinend seine Pfannen als Aschenbecher verwendete), asiatische Küche in einem Hotel mit Blick auf Savusavu Harbour, Eiskaffee in der Copra Shed Marina auf der Terrasse (ein Dank an unseren ersten Sponsor!), leckere selbstgemachte Gerichte auf der Yum Yum oder BBQ bei unserem guten Freund Simon und seiner Familie zuhause - es war wirklich alles dabei.

Was das chinesische Restaurant betrifft, wurden wir erst im Nachhinein von Simon, einem Einheimischen, über das angebliche Suchtproblem 🚬 des Chefkochs behelligt. Wir nahmen das allerdings mit einer gehörigen Portion Skepsis – das Essen war lecker, und die Gesellschaft (eine schwarze Katze) ebenso. Wie bei uns wird eben auch hier gerne geredet.

Wer ist denn nun dieser Simon? Wir hatten ihn im vergangenen Jahr in Savusavu kennengelernt, als wir – auf der Suche nach einem nicht existierenden Ticketschalter – planlos über den Busbahnhof irrten. Der indisch-fidschianische Tourguide war uns auf Anhieb sympathisch, und als er anbot, uns mit nach Labasa zu nehmen – 2,5 Autostunden entfernt –, war der Grundstein für unsere Freundschaft gelegt. Natürlich stand für Mirko außer Frage, ihm sofort zu schreiben, als wir diesmal wieder in Savusavu ankamen. Im Nachhinein war das fast überflüssig, denn schon am ersten Tag bremste quietschend ein Auto neben uns, Simon sprang über beide Ohren strahlend heraus und hieß uns mit einem „Captain & Admiral (Lady Boss)!" und einer herzlichen Umarmung willkommen. Allein an dieser Begrüßung hätte ich ihn blind erkannt. In dieser "Stadt" war es einfach unmöglich, sich nicht über den Weg zu laufen. Wie bereits erwähnt, lud uns Simon sogar zu sich nach Hause zum BBQ ein.


An einem Samstagabend packten wir also ein paar kühle Getränke und etwas Kava ein (den wir am Ende übrigens wieder mit nach Hause nahmen), und Simon holte uns am Dock der Marina ab. Seine ganze Familie war gerade vorübergehend in Savusavu, um deren Mutter zu pflegen, die sich von einem Sturz erholte. Also, fast die ganze Familie: zwei Brüder (einer lebt in Suva auf Viti Levu, der andere in Savusavu), zwei Schwestern (eine aus Sydney, eine aus Tonga), eine Nichte und Simons eigener Sohn – nur ein Bruder fehlte.


Dieser eine wurde prompt zum „schwarzen Schaf“ der Familie erklärt. Sie riefen ihn sogar an, nur um ihn wegen seiner Abwesenheit aufzuziehen. Geschwisterliebe, ha! 😉


Der Abend war also gespickt mit Sticheleien, Geschichtenerzählen, Gelächter begleitet von pinken Gin Tonics (“Bula” kann neben “Hallo” übrigens auch “Prost” bedeuten), Bier und jeder Menge Essen. Es gab einen riesigen Topf voller leckerer Lammkoteletts und Würstchen, Cassava, Maniok und Salat - wer sollte das bitte alles essen?! Naja.. Mirko. Er ließ es sich gut gehen und schlemmte den ganzen Abend, wie auch die ganze Familie Sharma. Nicht wie bei uns muss hier gegessen werden, wenn das Essen noch heiß ist. Hier wird vorbereitet, getrunken und irgendwann und immer wieder etwas gegessen, was das Dinner zu einer gesellschaftlichen Angelegenheit macht, das den ganzen Abend über andauert. 


Leider quälten Mirko in der darauffolgenden Nacht und den ganzen nächsten Tag schreckliche Bauchschmerzen. Ob die Menge, die er in sich reingestopft hatte, oder etwas bestimmtes daran Schuld trug, wussten wir nicht. So oder so trübte auch das Leiden von Mirko nicht unsere Erinnerung an den witzigen Abend bei den herzlichen Locals.


Erst 24 Stunden später erwachte Mirko von den Toten und aß sofort den kompletten Laib frisch gebackenen Brots, das ich während seiner geistigen Abwesenheit zubereitet hatte. Vielleicht war es kein Zufall, dass ihn das Schicksal kurz darauf zur Strafe – oder sagen wir: als karmischen Ausgleich – beim Schere-Stein-Papier verlieren ließ. So musste er bei strömendem Regen an Deck, um dem Dinghy den Stöpsel zu ziehen. Dieses hatte sich nämlich bereits mit einigen Litern Wasser gefüllt und drohte zu kippen. Zum Glück bleibt es in Fidschi auch bei Regen angenehm warm – sodass Mirko die Aufgabe gleich im Adamskostüm bewältigte.


Wir verbrachten auch ein wenig Zeit mit Bea und Erwin, einem netten Schweizer Paar, das auf ihrer 53-Fuß-Beneteau namens Sawadiva seit 2019 in Savusavu sind. Obwohl Mirko sie zuvor nur einmal getroffen hatte, luden sie uns gleich ein, uns ihr Haus zu zeigen, dass sie vor ein paar Monaten in den “Savusavu Hills” gekauft hatten und gerade renoviert wurde. Man erkannte auf Anhieb die Leidenschaft, die der Ex-Unternehmer und die Innenarchitektin schon in das verwilderte Stück Land gesteckt hatten. Vor allem der Blick vom Haus aus auf den weitläufigen Ozean war einfach nur atemberaubend. Zu meiner Freude gab es nicht nur Burger und Pommes zu Mittag, sondern auch noch einen Eisbecher, Zimtschnecken und Kaffee auf der Sawadiva zum Abschluss des Tages - yummy! 


Da unsere neuen Freunde ihre Yacht in der schicken Nawi Marina untergebracht hatten – von der wir noch ganz genau wussten, wie unglaublich toll die Sanitäranlagen für Yachties waren (vor allem die Außen-Regenduschen!) – konnten wir der Versuchung nicht widerstehen. Unsere eigene Waitui Marina hatte lediglich eine von Ameisen befallene Kabine mit rostiger Duschvorrichtung und kaltem Wasser zu bieten. Also wagten wir es: Wir machten unser Dinghy heimlich am Steg hinter der Sawadiva fest und schlichen uns in die Nawi Marina… zum Duschen. Man kann sich schließlich immer noch dumm stellen und sich als ahnungsloser Tourist ausgeben, oder? 


Beim ersten Dusch-„Ausflug“ hörten wir im Dunkeln plötzlich Polizeisirenen, gerade als wir frisch geduscht mit dem Dinghy zurück zur Yum Yum düsten. Für einen Moment schauten wir uns panisch um – nur um dann festzustellen, dass sie gar nicht uns galten. Puh. Die nächsten Male waren dann ein Klacks. Was soll man sagen – Mirko und ich haben’s mit dem Kleinkriminellen halt einfach im Blut.


Auch dieses Mal machten wir einen Ausflug nach Labasa – allerdings mussten wir diesmal auf den Luxus von Simons klimatisiertem Auto verzichten. Stattdessen fuhren wir beide Strecken in einem ordentlich durchgerüttelten Bus, jeweils 2,5 Stunden, ohne Klimaanlage.


Aber wofür gibt es schließlich Fahrtwind? Erst als wir Palagis im klappernden Bus saßen, wurde mir wieder so richtig bewusst, dass wir uns in einem dieser Länder befanden, in denen mit offener (oder gar keiner) Bustür durch bergige, unebene Straßen gerast wird – und ich musste grinsen. Die Fahrt war schon ein kleines Highlight für sich.


Vanua Levu besteht aus drei Provinzen, die sich jeweils auf ein bestimmtes Produkt spezialisiert haben: Bua im Westen ist für den Reisanbau bekannt, Macuata (wo Labasa liegt) für Zuckerrohr im Nordosten, und Cakaudrove rund um Savusavu für Kokosprodukte im Südosten. Unterwegs passierten wir außerdem eine Quelle, deren Wasser angeblich noch besser sein soll als das berühmte „Fiji Water“. Was besonders auffällt: Viele Pflanzen – selbst meterhohe Palmen und Bäume – sind kilometerweit mit einer Kletterpflanze namens Kudzu überwuchert. Wusstet ihr, dass die Samen dieser Pflanze im Zweiten Weltkrieg von amerikanischen Bombern abgeworfen wurden, damit sich Truppen besser im Dickicht verstecken konnten? Tja. Heute ist das invasive Grün eine echte Plage.


Wir besuchten die größte Stadt Vanua Levus, um ein bisschen shoppen zu gehen und das beste indische Restaurant zu besuchen, das es auf der Insel gibt: das Delhi 6. Das Besondere an Labasa ist eigentlich nur dieses Restaurant, der große Supermarkt namens Extra, der um einiges mehr Lebensmittelauswahl hatte wie die die anderen Shops, der große lokale Obst- und Gemüsemarkt und, wenn man will, der zu jeder Tageszeit vollgestopfte Busbahnhof. Ansonsten ist es einfach nur eine ganz normale, dreckige Insel-Stadt voller schwitzender Menschen - also wie man es sich vorstellt.


Wir fuhren mit dem Vorsatz in die Stadt, keinen Blödsinn zu kaufen. Wie bereits geahnt, kamen wir am Ende des Tages trotzdem mit ein paar neuen Gadgets nach Hause: Seitdem zählt ein Hippie-Sturmfeuerzeug, eine neue Frisörschere, Spritztüllen und ein Mini-Häxler zum Inventar. Also genau die Dinge, die man das erste Mal sieht und sich sofort fragt, wie man vorher ohne sie überleben konnte. 


Nach neun Tagen in Savusavu und dem Cruising Permit endlich in der Tasche war das Wetter annähernd perfekt, um in den Osten Richtung Lau-Gruppe aufzubrechen. Bevor wir lossegelten, wollten Mirko und ich uns aber noch von Simon verabschieden – und uns für das BBQ bedanken. Am Ende des Treffens schenkte er uns zwei Sulus im DRUA-Style - sehr süß von ihm –, während wir das Mittagessen bezahlten. Ein Sulu ist ein traditionelles Kleidungsstück aus Fidschi – im Grunde genommen ein Wickelrock, der von Männern und Frauen getragen wird. Fijian Drua ist ein professionelles Rugby-Team aus Fidschi – und zwar das erste Team überhaupt, das Fidschi in der internationalen Rugby-Union-Liga Super Rugby vertritt.


Funny Story am Rande: Simon bestellte im Restaurant gleich ungefragt drei Fiji Gold (also Bier) und am Ende war ich die Einzige, die mit einem angenehmen Dusel nach Hause kam. Da Mirko ja kein Biertrinker ist, haben wir – um nicht unhöflich zu sein – immer wieder unsere Gläser vertauscht, sobald Simon gerade nicht hinsah. Und so war ich gezwungen, in doppelter Geschwindigkeit zu trinken, damit es nicht auffiel… Also dann: Bulaaa!


Und da war noch… der unerwartete, morgendliche Gast.

Während Mirko, ausgeknockt von seinen Bauchschmerzen, in unserer Koje lag, stieg ich mich aus dem Bett und ging an Deck. Der Regen hatte gerade erst aufgehört, und der frühe Morgen lag noch still über dem Wasser. Ich beobachtete einen kleinen, aufgeregt hüpfenden Fischschwarm – offensichtlich auf der Flucht vor irgendetwas. Doch dann fiel mein Blick auf etwas ganz anderes: Ein großer, gepunkteter Eagle Ray glitt lautlos und mit anmutiger Ruhe direkt am Bug der Yum Yum vorbei – wie aus dem Nichts. So einen Besucher sieht man selten, vor allem nicht, wenn man mitten vor einer Stadt vor Anker liegt.


Unser Ausflug nach Labasa mit dem Bus.

Fiji kennt auch Regen.

 
 
 

תגובה אחת


אורח
vor einem Tag

Super toll wieder von Euch zu lesen!

Weiterhin gute Reise und schönes Wetter

Lg us Münchenstein

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Vielen Dank :)

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