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Leinen Los! Die grosse Reise kann beginnen!


Von Korfu/Griechenland nach Palermo/Italien

Mit drei vollgepackten Taschen und jeder Menge Ausrüstung flog ich am 9. Juni 2018, mit drei Stunden Verspätung, vom Euro-Airport Basel nach Korfu/Griechenland, um mein Abenteuer zu beginnen. Zusammen mit Mama und Papa brachte ich das Schiff nochmals auf Vordermann. Das Arbeiten gestaltete sich teilweise schwieriger als angenommen. Wer hätte gedacht, dass die Griechen nur von neun bis drei Uhr Nachmittags arbeiten? Nach vier Wochen harter Arbeit, grossartigem Einsatz von Mama und Papa und einigen Schweissperlen später glänzte nicht nur das Boot praktisch wie neu sondern war auch technisch bereit für die grosse Reise. Auch hier nochmals einen Dank an Peter für deine wertvolle Hilfe und Tipps!

Als Mama und Papa abgereist waren hiess es für mich Leinen los und das Abenteuer konnte beginnen. Die ersten Tage verbrachte ich noch alleine an Bord und gewöhnte mich einerseits ans einfache Leben an Bord, Dusche unter freiem Himmel, ständiges Schaukeln und sparsames Umgehen mit Wasser und Strom. Anderseits sammelte ich die ersten Erfahrungen als Solo Segler. Zum Beispiel wurde das Ankermanöver dank der GoPro wesentlich einfacher, die Ankerkette konnte somit live zu mir ans Steuer übertragen werden.

Mitte Juli stiess Steffen aus Berlin dazu und die Reise konnte endlich so richtig beginnen. Die nächsten Tagen verbrachten wir in verschiedenen Buchten auf Corfu. Wir schnorchelten der Küste entlang und genossen das Leben an Bord. Dank Freunden von Steffen könnten wir Corfu nicht nur vom Wasser entdecken sondern fuhren mit ihrem Camper einen Tag über Stock und Stein.

Zwischendurch bekam ich noch Besuch von Alain, einem meiner besten Freunde, und seinem Sohn für eine Woche. Wir fuhren weiter in den Süden und besuchten weitere Grotten auf Paxos und Antipaxos. Nachdem uns die beiden wieder verlassen hatten ging es anschliessend bereits Richtung Italien. Das Boot stopften wir voll mit Proviant, füllten die Tanks und bereiteten uns vor für den ersten längeren Schlag.

Mit dem Sonnenaufgang lichteten wir den Anker und schipperten mit teilweise 8 Knoten Fahrt Richtung Land der Pizza und Pasta. Bei ruhiger See, keinem Land in Sicht und natürlich auch keinem Handy Empfang konnte man die Ruhe und das Wasser in vollen Zügen geniessen. Da wir nur zu zweit waren teilten wir uns die Nacht in drei Stunden Schichten ein. Wider Erwartens vergingen die Schichten im Fluge und waren weniger einsam und langweilig als gedacht. Nach 170 Meilen und 35 Stunden später erreichten wir dann Bella Italia in der Marina von Rocella Ionica.

Nach Prüfen der Wettervorhersage entschieden wir uns bereits am nächsten Tag den nächsten Nachtschlag in Angriff zu nehmen. Nach einer misch-masch Diskussion aus Italienisch und Englisch mit dem Hafenmeister bekamen wir schlussendlich das Geld für unseren bereits bezahlten Nachtplatz wieder zurückerstattet. Wir warteten kurz das Gewitter ab und liefen spät Nachmittags aus Richtung Sizilien. Nach einer Flautephase setzen der Wind ein und um nachts um eins hatten wir plötzlich bis zu 23 Knoten Wind. Die Rettungswesten wurden das erste Mal aus der Koje geholt und angezogen, das erste Reff im Gross gesetzt und die Genua eingezogen. Trotzdem machten wir noch bis zu 6 Knoten Fahrt. Entspannte Nachtschichten sind was anderes…

Am 2. August kaperten vier weitere Deutsche in Riposto mein Schiff :-). Nach Grosseinkauf mit 150L Wasser, unzähligen Pestodosen, Tetrapack Weisswein und neuen Trinkbecher ging es Richtung Liparische Inseln. Die Strasse von Messina war weit aus weniger spektakulär als gedacht, und auch die Sizilianische Ostküste war weniger berauschend.

Der erste Stopp auf den Liparischen Inseln war Volcano, eine Insel mit einem noch aktiven Schwefelvulkan, der uns durch seinen strengen Geruch in der Luft und im Wasser die selbst gekochte Pasta verdarb. Am nächsten Tag ging es trotz Schwelfelgeruch und erdrückender Hitze hoch zum Krater des Vulkans. Den stinkenden Sand hatten wir noch die nächsten drei Tage mit an Bord…aber es hat sich gelohnt. Die Stimmung so nahe am Krater zu sein sowie die Mondlandschaft war eindrücklich. Bei leichtem Wind schipperten wir weiter zur Insel Stromboli, die Insel mit dem aktiven Vulkan. Leider wurde uns an diesem Tag der Badespass durch eine Feuerqualle, anschliessend „Berta the bitch“ genannt, verdorben. Die Qualle hinterliess bei Sophia eine gröbere Verbrennung am Rücken, welche noch bis heute ersichtlich ist. Ab sofort wurde vor dem ersten Sprung ins Meer die Quallenwache eingeführt. Kurz vor dem Sonnenuntergang nahmen wir dann den Anstieg auf den Vulkan in Angriff. Nach einer gemütlichen Wanderung konnten wir im Dunkeln das eindrückliche Schauspiel des sprühenden Vulkan von nächster Nähe erleben. Immer wieder eindrücklich was die Natur so zu bieten hat!

Einige gemütliche Ankerdrinks und Sundowners später verliessen uns Verena uns Maze bereits wieder nach zehn Tagen in Lipari. Zu viert ging es weiter Richtung Alicudi und Filicudi. Leider entschieden wir uns auf halber Strecke, aufgrund des schwachen Windes, die beiden Inseln nicht anzusteuern und direkt an Festland zu fahren. Als wir dann endlich ankamen, wurde der starke Schwell am Ankerplatz allerdings so ungemütlich, dass wir kurzerhand um zehn Uhr abends den Anker nochmals hochzogen und ihn hinter der Hafenkaimauer vor dem Hafen nochmals gesetzt hatten. Am nächsten Tag um 0800 wurden wird dann vom Hafenmeister freundlich gebeten uns zu versetzen oder in den Hafen zu begeben.

Da wir für ein paar Stunden nicht in den Hafen wollten, segelten wir weiter. Als geeignete nächste Bucht, die uns diesmal mehr Schutz in der Nacht bieten sollte, steuerten wir eine schöne kleine Bucht vor Cefalu an. Durch den Frischwasserzufluss vom anliegenden Berg war das Wasser ganz recht erfrischend mit 24 Grad - während wir vorher im 28 Grad warmen Wasser oft vergeblich unsere Erfrischung suchten. In der malerischen Touristenhochburg Cefalu fanden wir uns schnell zurecht. Die Mädels gingen Shoppen, die Jungs genossen den Nachmittag mit einem Caffe Freddo. Den Abend liessen wir ausklingen bei Aperol Spritz und einer tollen gemischten Antipasti Platte an Board.

Am 14. August langen wir mit rund 40 anderen kleinen Motor- und Gummibooten in einer Bucht kurz vor Palermo. Gefühlt von jedem Boot drang ohrenbetäubende Musik zu uns herüber. Kurz vor Sonnenuntergang verschwanden jedoch wie üblich die Motor- und Gummiboote aus der Bucht und wir lagen praktisch alleine vor Anker. Als wir im Dunkeln einige Lagerfeuer am Strand sahen, entschlossen wir uns ohne Abendessen jedoch mit einer Weinflasche unter dem Arm ans Festland zu fahren, um dort den Abend ausklingen zu lassen. Zu unserer Überraschung wurden wir am Strand von unzähligen Campierenden, im Wasser spielenden und schwimmenden Kindern überrascht. Wir hatten ganz vergessen, dass es der Abend vor Ferragosto war, der Ferienbeginn der Italiener.

Der knurrende Magen zog uns weiter, die Musik in der Ferne leitete uns über die Strasse, den Berg hinauf bis zum Campingplatz. Der DJ versuchte verzweifelt die Party zu starten und die Leute zu animieren. Ausser ein paar Kindern und uns war jedoch keiner zu sehen. Mit einem italienischem Sommerhit kamen dann urplötzlich die Menschen aus allen Richtungen und füllten die Tanzfläche. Mit Schrecken mussten wir feststellen, dass die Italiener für jeden Song einen eigenen Tanz haben. Wir, in der letzen Reihe, versuchten ziemlich verzweifelt den Schritten zu folgen. Kaum hatte man die Schritte einigermassen drauf kam bereits der nächste Song und somit ein neuer Tanz. Leider haben wir nicht damit gerechnet, dass man sich 180 Grad dreht und wir somit in der ersten Reihe standen und alle Augen auf gerichtet waren. Nach zwei Stunden Tanz waren wir völlig erschöpft und konnten nicht fassen, dass es erst halb elf war. Wir belohnten uns für unsere planlosen Tanzbewegungen anschliessend mit einer leckeren Pizza.

Am nächsten Morgen ging es dann das erste Mal seit 14 Tagen wieder in eine Marina um Wasser und Strom zu bunkern. Die Marina von Palermo City war unspektakulär und die lang ersehnte Dusche weniger reizvoller als gedacht. Patricia und Steffen verliessen uns wieder Richtung Deutschland und am nächsten Tag kam die neue Crew an Bord.


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